Pseudowissenschaften an der Universität Leipzig |
Kurzfassung
für die Presse
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Esoterische Forschungsergebnisse passieren alle Kontrollinstanzen der Fakultät für Biowissenschaften, Pharmazie und Psychologie
Der Ausgangspunkt: Messung "geistartiger
Moleküle"1)
Die Universität teilt diese Ergebnisse
in einer Pressemitteilung der Öffentlichkeit mit. >> Die erwähnte Veröffentlichung der Autoren ist eine Falschmitteilung. Eine kurze Darstellung der Veröffentlichung und unserer Kritik finden Sie hier >> 1.) Die Bezeichnung
"geistartige Moleküle" wurde von uns eingeführt. Sie gibt die
Tatsache wieder, dass die "geistartigen Wesen", die Hahnemann
erwähnt, hier mit Methoden gemessen werden, die für
Moleküle spezifisch sind.
Die Selbstverantwortung der Wissenschaft
versagt Kein Naturwissenschaftler der
Universität Leipzig sieht sich veranlasst gegen diese
esoterische "Forschung" an der Universität Leipzig Einspruch
zu erheben, obwohl über diese Veröffentlichung auch im
Journal der
Universität berichtet wurde und diese "Forschungsergebnisse" durch
eine Reihe von Wissenschaftsmagazinen im Fernsehen
einer breiten Öffentlichkeit bekannt gemacht wurden. Jeder
Naturwissenschaftler müsste in der Lage sein, auch ohne Kenntnis
der
Einzelheiten, diese Mitteilungen als Falschmitteilung zu erkennen. Esoterische Diplomarbeiten Die
Fakultät für Biowissenschaften, Pharmazie und Psychologie
akzeptierte, neben der Diplomarbeit von Frau Schmidt noch eine zweite
pseudowissenschaftliche
Diplomarbeit von Herrn Michael. Dr. rer. nat. für eine esoterische
Dissertation Die oben erwähnte "Methode" wird in der Dissertation von Dr. Radau verwendet, um die Erzeugung der "geistartigen Moleküle" beim Verreiben mit festen Trägerstoffen zu messen und damit die Wirksamkeit von Herstellungsmethoden von homöopathischen Heilmitteln zu optimieren.>> Die Dissertation passiert alle erforderlichen Kontrollinstanzen der Fakultät. Eine weitere Doktorarbeit über diese Problematik wird vermutlich zur Zeit angefertigt.
1. Hahnemann-Preis der Stadt Meißen Prof. Süß und Dr. Radau erhalten
den 1.
Hahnemann-Preis der Stadt Meißen für ihre
pseudowissenschaftlichen "Forschungsergebnisse", verliehen von dem
Oberbürgermeister der Stadt Meißen, Olaf Raschke, und
der sächsischen Gesundheitsministerin Helma Orosz. Schreiben an die Dekane Wir weisen die Dekane von vier
Fakultäten auf diese pseudowissenschaftliche Forschung
hin und begründen ausführlich, warum wir diese
Veröffentlichung für falsch halten. Wir
äußern den Verdacht, dass wissenschaftliches Fehlverhalten
vorliegen könnte. Drei der Dekane
beantworten unsere Schreiben
nicht. Statt Aufklärung: Solidaritätsbekundung von dem Dekan der betroffenen Fakultät Der
Dekan der Fakultät für Biowissenschaften, Pharmazie und
Psychologie, Prof. Eger, beantwortet unser Schreiben. Seine
Antwort liest sich wie
eine Solidaritätsbekundung für die beiden Professoren. Auf
unsere Argumentation geht er
nicht ein. Das lässt nur den Schluss zu, dass er
die Veröffentlichung für richtig hält. Schreiben an den
Rektor Zwei Schreiben, mit der Bitte, unsere
Vorwürfe zu prüfen, an den Rektor der Universität,
der gleichzeitig Vorsitzender der Ständigen Kommission zur
Aufklärung von Vorwürfen wissenschaftlichen Fehlverhaltens
ist, bleiben
unbeantwortet. Nur durch den Ombudsmann erfahren wir beiläufig,
dass die Kommission interne und externe Gutachten in Auftrag
gegeben hat. Durch einen von der Universitätsleitung in Auftrag
gegebenen Leserbrief an die Zeitschrift Laborjournal erfahren wir,
ebenfalls beiläufig, dass die Gutachten vorliegen.
Veröffentlichung zurückgezogen Das erfahren wir nicht etwa von der Universität Leipzig, sondern zufällig durch einen Artikel in der Deutschen Apotheker Zeitung vom 03.11.05. Hier heißt es in einem Artikel über die Veröffentlichung: "Mittlerweile haben
die Autoren der Arbeit - nach einer Denkpause - Fehler bei der
Versuchsdurchführung und Auswertung eingestanden. Insbesondere fehlten
notwendige Kontrollversuche und nicht alle Daten wurden in die
statistische Auswertung einbezogen. Die Mitteilung in der
Zeitschrift Biologische Medizin wurde zurückgezogen, der Preis
zurückgegeben. Damit muss ein weiterer Versuch, die Wirkung von
homöopathischen Verdünnungen in vitro nachzuweisen, ad
acta gelegt werden."
Am 02.12.05 berichtet die Universität in einer Pressemitteilung mit dem Titel "Pharmakologin räumt Fehler ein" über die Vorgänge. Eine abschließende "Sitzung der ständigen Kommission der Universität Leipzig zu Untersuchung von Vorwürfen wissenschaftlichen Fehlverhaltens" wird für Mitte Dezember angekünigt. Das Besondere
an
diesem Fall
Dieser
Fall ist (hoffentlich) einmalig in unserer Hochschullandschaft. Das
Besondere daran ist, dass hier gleich zwei
Hochschulprofessoren Ergebnisse veröffentlichen, die selbst von
Laien als falsch erkannt werden können, denn wo keine
Belladonna-Moleküle
mehr drin sind, können auch keine gemessen werden.
Das ist so trivial wie richtig.
Ablauf
der Ereignisse aus unserer Sicht
Hier zeigen wir, wie
die Universität Leipzig, unserer Einschätzung nach,
hätte handeln können, um den Skandal auch nach
Veröffentlichung der Pressemitteilung in Grenzen zu halten. >>
Unser
Anliegen
Weshalb wir uns
in diesem Fall engagiert haben, begründen wir hier: >>
Links: Pressemitteilung
der Universität: >> Kommentare dazu in der Presse: "Die Zeit" 47/2005
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